Streit ums Politische_Archiv

Streit ums Politische 2021/22: »Ruhm«

Heinz Bude im Gespräch mit seinen Gästen
Am 20. September, 18. Oktober, 22. November und 6. Dezember 2021

Gerühmt werden heute die Held_innen des Widerstands, die Maler_innen des Unsichtbaren und die Dichter_innen des Unwahrscheinlichen. Ruhm ist eine hohe Form der Anerkennung. Denn der Ruhm soll unvergänglich sein. Jemand wie Horaz wollte sich mit Worten selbst ein Denkmal setzen, das »dauernder als Erz« ist, aber der Ruhm wird einem am Ende von der Nachwelt verliehen. Worin bestehen die Ruhmestaten? Wer sorgt für die Ruhmesworte? Wie wird der Ruhm verwahrt? Und vor allem: Warum wird heute wieder gerühmt? In einer Welt der vielfältigen Vergänglichkeiten (ökologischer, kapitalistischer, moderner Art) entsteht anscheinend der Traum vom unvergänglichen Weiterleben, der einzelne Menschen hervorhebt, die etwas gewagt, etwas geschaffen und etwas in die Welt gebracht haben. Heinz Bude lädt wieder vier Gesprächspartner_innen ein, mit denen er diese merkwürdige Sache des Ruhmes erörtern wird.

»Streit ums Politische« ist eine politische Diskussionsreihe mit Heinz Bude an der Schaubühne, die seit der Spielzeit 2011 / 12 regelmäßig stattfindet. Jeweils zu Beginn einer neuen Spielzeit werden an vier Terminen ein oder mehrere Gäste eingeladen, die zu unterschiedlichen Aspekten des gewählten Themas diskutieren.

Heinz Bude wurde 1954 in Wuppertal geboren. Er lebt seit 1974 in Berlin und ist seit 2000 Professor für Makrosoziologie an der Universität Kassel. Er beschäftigt sich mit den Veränderungen sozialer Ungleichheit und was diese für die Selbstgegebenheit von Gegenwartsgesellschaften bedeutet. 2014 ist »Gesellschaft der Angst« erschienen, das inzwischen in der sechsten Auflage vorliegt, 2016 »Das Gefühl der Welt. Über die Macht von Stimmungen«, 2018 »Adorno für Ruinenkinder. Eine Geschichte von 1968« und 2019 »Solidarität. Die Zukunft einer großen Idee«. Im vergangenen Jahr erschien sein Roman »Aufprall «, den er gemeinsam mit Bettina Munk und Karin Wieland verfasst hat.

In Kooperation mit der Heinrich-Böll-Stiftung

Medienpartner

 



»Poeta Laureatus«

Heinz Bude im Gespräch mit Ann Cotten
Am 20. September 2021

 

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»Sehnsucht nach Ruhm«

Heinz Bude im Gespräch mit Wilfried Nippel
Am 18. Oktober 2021

 

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»Orte der Produktion von Ruhm«

Heinz Bude im Gespräch mit Barbara Stollberg-Rilinger
Am 22. November 2021

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»Phantome des Ruhms«

Heinz Bude im Gespräch mit Lothar Müller
Am 6. Dezember 2021

 

 

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Streit ums Politische 2020/21: »Geschichten vom Ende«

Heinz Bude im Gespräch mit seinen Gästen
Am 26. Oktober, 16. November, 7. Dezember 2020 und 25. Januar 2021

Wir leben heute mit starken Behauptungen vom Ende unserer Welt. Der Kapitalismus lebt von gekaufter Zeit, die Demokratie ist zur Simulation ihrer selbst geworden, die Kunst erschöpft sich in der Denunziation von Kunst und der Mensch zerstört den einzigen Planeten, auf dem er leben kann. Diese Geschichten vom Ende sollen geprüft werden: Worin besteht die Wahrheit in diesen Behauptungen? Sind sie in erster Linie Symptome einer Verwirrung der Geister? Oder müssen wir uns selbst fragen, was wir davon haben, wenn wir die Welt zu Ende gehen sehen? Es ist an der Zeit, dass wir uns zumindest im Denken nicht schonen. Sonst genießen wir nur die Lust am Untergang, die so wunderbar quält, aus der aber nichts folgt.

»Streit ums Politische« ist eine politische Diskussionsreihe mit Heinz Bude an der Schaubühne, die seit der Spielzeit 2011 / 12 regelmäßig stattfindet. Jeweils zu Beginn einer neuen Spielzeit werden an vier Terminen ein oder mehrere Gäste eingeladen, die zu unterschiedlichen Aspekten des gewählten Themas diskutieren.

Heinz Bude wurde 1954 in Wuppertal geboren. Er lebt seit 1974 in Berlin und ist seit 2000 Professor für Makrosoziologie an der Universität Kassel. Er beschäftigt sich mit den Veränderungen sozialer Ungleichheit und was diese für die Selbstgegebenheit von Gegenwartsgesellschaften bedeutet. 2014 ist »Gesellschaft der Angst« erschienen, das inzwischen in der sechsten Auflage vorliegt, 2016 »Das Gefühl der Welt. Über die Macht von Stimmungen«, 2018 »Adorno für Ruinenkinder. Eine Geschichte von 1968« und 2019 »Solidarität. Die Zukunft einer großen Idee«.

In Kooperation mit der Heinrich-Böll-Stiftung

 

»Das ökologische Ende der Welt«

Heinz Bude im Gespräch mit Maja Göpel
Am 26. Oktober 2020
Globe

 

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»Das Ende der Demokratie«

Heinz Bude im Gespräch mit Hedwig Richter
Am 16. November 2020
Übertragung via Livestream

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»Das Ende der Kunst«

Heinz Bude im Gespräch mit Juliane Rebentisch
Am 7. Dezember 2020
Übertragung via Livestream

Audioaufzeichnung

Videoaufzeichung

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»Das Ende des Kapitalismus«

Heinz Bude im Gespräch mit Philipp Staab
Am 25. Januar 2021
Übertragung via Livestream

 

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Streit ums Politische 2019/20: »Einsamkeit«

Heinz Bude im Gespräch mit seinen Gästen
Am 9. September, 21. Oktober, 25. November und 16. Dezember 2019

Leben wir in einer Gesellschaft der Einsamen? Einsam fühlen sich die ausgegliederten Endfünfziger, weil sich niemand mehr für ihre Berufskompetenzen und ihre Lebenserfahrungen zu interessieren scheint. Allein gelassen empfinden sich viele Frauen über 70 in ihren Solohaushalten, weil die Enkel mit ihren Kindern weit weg wohnen und auch die Verwandschaft sich mehr und mehr gelichtet hat. Einsam sind aber auch nicht wenige Endvierziger, die nachts mit dem schrecklichen Gedanken aufwachen, dass sie die falschen Lebensentscheidungen getroffen haben, aber aus der Falle ihrer Existenz nicht mehr herausfinden. Und einsam fühlen sich mehr Mittzwanziger, als man denkt, weil sie in ihrer transzendentalen Obdachlosigkeit von Politik, Kultur und Kunst nicht ernst genommen werden. Die Einsamen glauben, dass ihnen das Leben zerrinnt und dass sie von der Gesellschaft vergessen worden sind. Man kann ihnen fürs Alter kommunikative Roboter anbieten, die als selbstlernende Maschinen sehr verständnisvoll auf ihre Selbstwirksamkeitsbedürfnisse eingehen. Man kann sie übers Internet mit Lebensassistenzangeboten für alle Lebenslagen versorgen. Man kann sie mit Idolen der rabiaten Selbstverwirklichung von ihrer Misere ablenken. Aber sie bleiben trotzdem allein mit ihrer Angst, nichts mehr zu bedeuten. Dabei wäre die Sache doch ganz einfach, wenn sie verstehen würden, dass sie selbst in ihrer Einsamkeit nicht allein sind. Eine Parole aus dem Berlin der 1980er Jahre gilt immer noch: »Allein machen sie dich ein!«

»Streit ums Politische« ist eine politische Diskussionsreihe mit Heinz Bude an der Schaubühne, die seit der Spielzeit 2011/12 regelmäßig stattfindet. Jeweils zu Beginn einer neuen Spielzeit werden an vier Terminen ein oder mehrere Gäste eingeladen, die zu unterschiedlichen Aspekten des gewählten Themas diskutieren.

Hohezeit des Alleinseins oder Epidemie der Einsamkeit?

Heinz Bude im Gespräch mit Janosch Schobin (Autor und Soziologe)
Am 9. September 2019

Notwendige Einsamkeit in der Kunst und im Leben

Heinz Bude im Gespräch mit Felicitas Hoppe (Schriftstellerin)
Am 21. Oktober 2019

Zweisamkeit mit Robotern

Heinz Bude im Gespräch mit Elisabeth André (Professorin für Informatik)
Am 25. November 2019

Einsamkeit im deutschen Osten

Heinz Bude im Gespräch mit Sabine Rennefanz
Am 16. Dezember 2019

 

In Zusammenarbeit mit der Heinrich-Böll-Stiftung

 

Streit ums Politische 2018/19: »Demokratie ohne Mehrheit?«

Der britische Politikwissenschaftlicher Peter Mair hat schon 2013 ein einem Buch mit dem Titel »Ruling the Void« (was so viel wie »Regieren der Leere« heißt), das Ende der Demokratie, so wie wir Nachgeborenen des Totalitarismus sie bisher kannten, ausgerufen. Die Parteien, die sich zwischen einen bürgerlich-konservativen und einem arbeiterlich-sozialdemokratischen Lager aufspannten, kriegen keine regierungsfähigen Mehrheiten mehr hin. Wir scheinen in westlichen Demokratien wieder in einer Zeit der charismatischen Herrschaft angekommen zu sein. Es sind die Führer von Bewegungen, die Mehrheiten schaffen. Entweder gründen sie eine eigene Partei oder sie kapern traditionelle Parteien. Emmanuel Macron ist für viele der angenehmere Fall; aber Victor Orban, Donald Trump oder Sebastian Kurz sind vom gleichen Typ. Das Publikum der Parteiendemokratie, das sich von den Parteien abgewandt hat, schaut düpiert: Von rechts werden mit einer offensiven Strategie sozialer Spaltung politische Mehrheiten gewonnen, während auf der linken und postlinken Seite Skepsis gegenüber Politiken der Mehrheit herrscht. Wie kommt das? Was kann man davon halten? Was wird daraus?

Freiheit, nur eine schöne Lüge? Warum die Krise der Demokratie eine kulturelle Krise ist

Heinz Bude im Gespräch mit Hanno Rauterberg

Am 10. September 2018

Genau und radikal. Politik nach der Natur

Heinz Bude im Gespräch mit Cord Riechelmann
Am 29. Oktober 2018

 

Gemeinsamkeit durch Streit! Das Allgemeine in der pluralen Gesellschaft

Heinz Bude im Gespräch mit Peter Siller
Am 26. November 2018

 

Erinnerung ans Proletariat. Von der sozialen Bestreitung der Demokratie

Heinz Bude im Gespräch mit Patrick Eiden-Offe
Am 17. Dezember 2018

Streit ums Politische 2017/18: »Raus, auf die Straße.«

Kann Politik vor dem Bildschirm zu Hause stattfinden? Reicht der Klick, reicht der ungezügelte Kommentar auf einem Blog, reicht ein Bild auf Twitter? Nach klassischer Auffassung operiert das Politische mit der Unterscheidung von Privatem und Öffentlichem. Politisch wird es, wenn man private Belange zu einer öffentlichen Angelegenheit macht. Das passiert aber nicht nur im Kopf. Dazu muss man raus gehen: auf den Marktplatz der Polis, auf eine Straße in der Stadt oder auf den Platz vor dem Theater. Draußen trifft man andere Leute, mit denen einen auf den ersten Blick nichts verbindet. Aber wenn man sich in der Öffentlichkeit trifft, kann daraus ein politisches Geschehen werden. Das Politische ist dann nicht eine separate Veranstaltung, die in einem spezifischen institutionellen Rahmen stattfindet, sondern vermischt sich mit dem Alltäglichen und kann so zur Energie eines Kollektiven werden. Aber was heißt das heute, wenn die Marktplätze zu Malls, die Straßen zu verkehrsberuhigten Zonen und Plätze zu stadtästhetischen Inszenierungsorten geworden sind? Das Politische beginnt damit, dass sich Körper und Stimmen berühren und sich daraus die Vorstellung von etwas Gemeinsamen ergibt. Das Politische, das draußen stattfindet, vermischt die Deliberation der Bürger mit dem Gemurmel der Leute und manchmal entsteht daraus der Ruf eines »Wir«. »Wir sind das Volk«, »Wir wollen alles!«, »Wir gehen in den Ich- Streik«. So kann das Politische kollektiv und konkret werden. Allerdings muss eine so verstandene Praxis des Politischen sich heute in Konkurrenz setzen mit anderen Formen der öffentlichen Versammlung: mit den spektakulären Spielen des Sports und des Pop, mit dem Public Viewing und mit den verschiedenen Aktionen von Zwischennutzungen im städtischen Raum. Auch das kann alles politisch werden, offenbar jedoch nur dann, wenn irgendeine Idee des Allgemeinen ins Spiel kommt. Was das bedeutet, wie man das macht und welcher Sinn von Öffentlichkeit daraus hervorgeht, soll Thema der vier Abende sein, an denen Heinz Bude jeweils mit seinen Gästen diskutiert. Wer das Politische will, muss sich raus auf die Straße wagen.

Vom Reden zum Handeln. Konstruktive Öffentlichkeiten im komplexen Kräftefeld der Stadt

Heinz Bude im Gespräch mit Gesa Ziemer
Am 25. September 2017

Auf der Suche nach dem Allgemeinen

Heinz Bude im Gespräch mit Christoph Menke
Am 20. November 2017

Philosophie der Revolution

Heinz Bude im Gespräch mit Gunnar Hindrichs
Am 11. Dezember 2017

Klassenkonflikte als Kulturkonflikte?

Heinz Bude im Gespräch mit Andreas Reckwitz 
Am 12. Februar 2018

Streit ums Politische 2016/17: »Das Ende Europas«

Europa wird mittelfristig vielleicht noch sechs Prozent der Weltbevölkerung stellen. Heute wächst die Mittelklasse in Schwellenländern wie Vietnam, Nigeria oder Südkorea, aber nicht mehr in Großbritannien, Belgien oder Finnland. Im Gegenteil: Man fürchtet den Untergang und zieht sich im Ressentiment gegen ein Fremdes auf ein Eigenes zurück, das fantasmagorische Züge trägt. In den Ländern der Europäischen Union scheinen die österreichische FPÖ, der französische Front National, die niederländische Freiheitspartei, die Dänische Volkspartei mit Stimmanteilen nahe an dreißig Prozent einer antieuropäischen Stimmung Ausdruck zu verleihen. Ist der Kontinent im Augenblick seiner weltgesellschaftlichen Provinzialisierung dabei, sich selbst zu zerlegen?

Die neue Staffel der Reihe »Streit ums Politische« beschäftigt sich mit den gesellschaftlichen, politischen und kulturellen Endspielen Europas. Warum sind die Europäer so wütend, so verzagt und so hilflos? Handelt es sich dabei um eine Fehlwahrnehmung von Leuten, die ins Scheitern verliebt sind, oder um ein realistisches Bild einer europäischen Bevölkerung, die ihrer politischen Elite misstraut? Man muss womöglich die Frage nach der Unmöglichkeit Europas stellen, damit seine Möglichkeit als ein einzigartiges Projekt transnationaler Vernetzung in weltpolitischer Absicht sichtbar werden kann. Darüber diskutiert Heinz Bude mit seinen Gästen.

Europa – Anfang und Ende

Heinz Bude im Gespräch mit dem Soziologen Ulrich Bielefeld
Am 12. September 2016

Europa in der Falle

Heinz Bude im Gespräch mit Claus Offe
Am 10. Oktober

Die Wahrheit der Krise

Heinz Bude im Gespräch mit Luuk van Middelaar
Am 14. November

Europe, What Can It Teach Us

Heinz Bude im Gespräch mit Nikita Dhawan
Am 12. Dezember

Streit ums Politische 2015/16: Heimatloser Antikapitalismus

Zum Nachbeben der Krise von 2008, da es so aussah, als ob das globale kapitalistischen Finanzsystem abstürzen könnte, gehört das Gefühl des Unbehagens mit dem Kapitalismus, an den wir unser Schicksal gebunden haben. Klar ist seitdem doch, dass Kapitalismus ohne Krise nicht zu haben ist. Wenn die kapitalistische Parole lautet: »Mehr Geld!«, dann stellt sich die Frage, wann uns das »Gespenst des Kapitals« wieder heimsucht. Der ungeheure Hunger der Finanzmärkte auf Renten und Renditen wird schon längst wieder mit toxischen Papieren gestillt, die das System anstecken. Das geben selbst die neoliberalen Propagandisten dieser Wirtschaftsform endloser Steigerung und grenzenloser Verfügbarkeit zu. Zwar ist eine gewisse Steigerung der verfügbaren Einkommen durch Erwerbstätigkeit festzustellen, aber bei vermindertem Wachstum weltweit, kann »Mehr Geld!« nur durch Verschuldung der Privathaushalte in die Kasse kommen. Je mehr wir aber darauf verpflichtet werden, dass es trotzdem keine Alternative gibt, desto stärker werden die Zweifel, wie lange das noch gutgeht. Gerade in Deutschland haben viele die Ansicht, dass es uns im Blick auf Frankreich, Italien oder Griechenland beängstigend gut geht. Ausdruck dieser Stimmung des Zweifels und des Misstrauens ist ein heimatloser Antikapitalismus. Mal mit rechten, mal mit linken Gedanken wird begründet, dass wir uns auf einem untergehenden Schiff befinden, aber sich niemand traut, die Rettungsboote klar zu machen. Der Populismus der Enteigneten und Entrechteten fordert Wege aus einer ewigen Krise ein, die eine immer tiefer gehende Spaltung der Gesellschaft mit sich bringt. Wo wächst in der Gefahr das Rettende auch? Die neue Serie in der Reihe »Streit ums Politische« beschäftigt sich mit den Entstehungsgründen und Ausdrucksformen des »heimatlosen Antikapitalismus«, den manche fürchten, auf den manche aber auch hoffen.

Heimatloser Antikapitalismus? Ein Durchgang durch die Konjunkturen einer flottierenden Idee

Claus Leggewie (Politikwissenschaftler, Direktor des Kulturwissenschaftlichen Instituts Essen)
Am 21. September

Antikapitalismus als Wunsch und Wirklichkeit. Nachrichten aus der Arbeitswelt

Klaus Dörre (Soziologe, Jena)
Am 5. Oktober

Antikapitalistischer Protest ohne Alternative

Nicole Deitelhoff (Politikwissenschaftlerin, Frankfurt)

Am 19. Oktober 2015

Queer Trans Pop PoC Xeno? Postkapitalistischer Feminismus

Sonja Eismann (Kulturwissenschaftlerin und Herausgeberin des Missy-Magazins, Wien und Berlin)
Am 26. Oktober 2015

Streit ums Politische 2014/15: Angst und Hass in der Demokratie

Wenn sich unter den Leuten eine Atmosphäre der Angst ausbreitet, lautet eine Erfahrung des 20. Jahrhunderts, ist die Demokratie gefährdet. Dann regiert nicht mehr der faire Ausgleich der Interessen, sondern der Hass auf die Reichen, die Schmarotzer und die Fremden im eigenen Land. Angesichts der Tatsache, dass Europa sich nur noch mühsam zusammenhalten kann, dass die gesellschaftliche Mitte zusehends in eine obere und eine untere Hälfte zerfällt und der Kapitalismus, der sich als alternativlos darstellt, anscheinend von gekaufter Zeit lebt, fragt die neue Reihe des »Streits ums Politische« nach den Affekten, die das politische Feld beherrschen. Leben wir heute in einer Gesellschaft der Angst, die sich in Politiken des Hasses Ausdruck verschafft? Wer verschanzt sich hinter Abwehrhaltungen und Feinderklärungen und welche Gruppen sind überhaupt noch für eine kritische Betrachtung ihrer Lebensformen ansprechbar? Oder geht so - wieso alles in Spannung, Spaß und Spiel unter? Theoretiker des Politischen behaupten, dass man genereller ansetzen und die Frage nach der Logik der Affekte in der Demokratie stellen muss. Schließlich geht es in der politischen Auseinandersetzung nicht allein um die Konkurrenz der Problemlösungen, sondern immer auch um einen Kampf der Lebensauffassungen und Existenzträume. Die Demokratie hat befreiende Revolutionen, furchtbare Regressionen und endlose Langeweile hervorgebracht. So schnell lässt sich nicht beantworten, was einem lieber ist.

Angst vor Kritik – Wie könnte eine Kritik von Lebensformen aussehen?

Rahel Jaeggi im Gespräch mit Heinz Bude
Am 22. September 2014

Hass als populäre Kunst  – Agieren, reagieren, abreagieren

Jens-Christian Rabe im Gespräch mit Heinz Bude
Am 29. September 2014

Dürfen wir in der Demokratie auch hassen?

Ernst-Dieter Lantermann im Gespräch mit Heinz Bude
Am 20. Oktober 2014

Außenpolitik als Affektfeld – Müssen wir in Europa Angst haben vor einem realistischen Denken?

Herfried Münkler im Gespräch mit Heinz Bude
Am 27. Oktober 2014

Spielzeit 2013/14: Die Macht des Spirituellen

Wir leben in postsäkularen Zeiten. Jedenfalls stehen diejenigen, die alle Fragen nach Gott oder den Göttern als Opium fürs Volk von sich weisen, auf verlorenem Posten. Im Unterschied aber zum New Age, als die geheimen Zeichen der Tarotkarten oder die heilende Kraft der Steine beschworen wurden, werden heute die politischen Gehalte der Religion zur Debatte gestellt. Das Aufregende und Faszinierende der Religion ist vom Raum des Persönlichen und Privaten in den Raum des Öffentlichen und Kollektiven gewandert.
Dabei ist allerdings nicht mehr ganz klar, wie eine reaktionäre von einer progressiven Politik der Religion unterschieden werden kann. So wird die ungeheure Bewegung der Pfingstkirchen im durch und durch katholischen Lateinamerika als Machtnahme der Frauen gesehen, die vom elenden Machismo ihrer Männer genug haben.
Auf der anderen Seite spielen in den monotheistischen Weltreligionen die Fundamentalisten mit dem Feuer. Die Religion ist hier Teil einer ideologischen Explosion, die die Gläubigen gegen die Ungläubigen in Stellung bringt. Es wird in starken religiösen Worten nicht Demut und Liebe, sondern Arroganz und Hass gepredigt. Aus der europäischen Erfahrung steht damit das Verhältnis von geistlicher und weltlicher Herrschaft auf dem Spiel. Ist das weltweite Öffentlichwerden von Religion Zeichen einer gefährlichen Verwirrung oder Ausdruck einer vergessenen Intensität? Wenn es darauf ankommt, die Welt nicht hinzunehmen, sondern zu verändern, dann ist der Streit ums Politische immer auch ein Streit über die Quellen der kollektiven Selbstermächtigung. Ohne eine Inspiration, die von woanders herkommt, ist Politik offenbar nicht möglich. Allerdings ist die Reaktion darauf immer gespalten: Was bei den einen Begeisterung kann bei den anderen Erschrecken hervorrufen.

Spielzeit 2012/13: It's capitalism, stupid!

Der Spuk ist zwar noch lange nicht vorbei, aber der Glaube, dass die gesamte Gesellschaft durch eine politische Technologie des Marktes optimiert werden könnte, ist dahin. Der Neoliberalismus hat abgewirtschaftet, trotzdem geht der Kapitalismus weiter. Im Augenblick flüchtet sich das kritische Bewusstsein in eine Haltung des Misstrauens, die sich die Parole der Transparenz auf die Fahnen schreibt.
Man verspricht sich von der Durchleuchtung von Entscheidungswegen und Verhandlungsarenen eine Verbesserung der gesellschaftlichen Verhältnisse. Zugleich entstehen Vorstellungen von einer »Sharing Economy«, in der die Verteilung der Güter und Dienstleistungen von den Produzenten und Konsumenten selber in die Hand genommen wird. Hier deutet sich die Idee eines anderen Denkens über die Ökonomie an, das Vorstellungen kollektiver Selbstbestimmungen mit Idealen persönlicher Initiative und Prinzipien fairer Beteiligung mischt. Es gibt eine Rückkehr zu komplexen Bildern der Wirtschaft, wie sie von ökonomischen Klassikern wie John Maynard Keynes und Joseph Schumpeter, aber auch von Karl Marx gezeichnet worden sind.
Wirtschaft kann nicht ohne Gesellschaft, aber Gesellschaft kann auch nicht ohne Wirtschaft gedacht werden. Es bildet sich von ganz verschiedenen Richtungen ausgehend ein gesellschaftlicher Konsens, dass die Ökonomie keine Sphäre naturhafter Zwänge darstellt, sondern immer eine politische Ökonomie sein wird, in der die Korporationen der Zivilgesellschaft, die Apparate des Staates, die Regulationen des Rechts, die Manöver der Banken, die Strategien der Unternehmen und die Masse der Konsumenten jeweils eine eigene Rolle spielen. Von jeder dieser Seiten wird das Ganze gedreht, gewendet und in Bewegung gehalten. Die Vortragsreihe beschäftigt sich mit den neuralgischen Punkten eines ökonomischen Denkens, das sich von der Ideologie einer unsichtbaren Hand löst. Es geht um die Rolle des Geldes, die Vorstellung von Kredit, die Wege der Beteiligung und die Auffassung von Wachstum. Nicht ein Ausstieg aus der Ökonomie, sondern die Wiedererfindung einer Ökonomie im Dienste der Gesellschaft ist das Thema.

Spielzeit 2011/12: Regimes der Leidenschaft

Wenn Angela Merkel sagt, sie könne mal liberal, mal sozial und mal konservativ sein, dann ist am Ende egal, was man ist. Die Vorstellung, dass sich im postideologischen Zeitalter die politischen Auseinandersetzungen auf Sachthemen reduzieren lassen, wirft die Frage auf, was mit dem politischen Engagement überhaupt noch gemeint sein könnte. Was ist das Politische, das die politischen Differenzen ermöglicht? Mit dieser vierteiligen Vortragsreihe mischt sich das Hamburger Institut in die Debatte über das politische Selbstverständnis unserer Gesellschaft ein. Sie nimmt dabei Bezug auf ein Gesellschaftsdenken, das eine scharfe Differenz zwischen dem Politischen und dem Sozialen macht. Der starre Blick auf die soziale Symmetrie kann den Impuls zur politischen Souveränität zunichte machen. Die Motive der unhintergehbaren Herrschaft, der notwendigen Repräsentation und der unendlichen Demokratie sollen die Frage nach dem politischen Engagement mit der nach der persönlichen Existenz in Berührung bringen. Was für ein Einsatz ist gefordert, wenn man sich als politisches Wesen begreift, das die öffentlichen Angelegenheiten nicht sich selbst überlässt?

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Spielzeit 2011/12: Herrschaft!

Macht existiert. Man fühlt sie, arrangiert sich mit ihr, opponiert gegen sie, unterläuft sie. Aber was ist Herrschaft? Wir kommen aus einer historischen Periode, die die Herrschaft geleugnet hat. Wenn es nur noch Individuen und keine Gesellschaft mehr geben soll, dann kann es auch keine Herrschaft mehr geben. Anstatt Abhängigkeiten zu rechtfertigen, wurden daher flache Hierarchien gepriesen, kreative Einzelne bewundert und win-win-Situationen phantasiert. Heute hat sich das für viele als Lüge entpuppt. Das alles beherrschende Gesetz scheint zu sein, dass aus Geld mehr Geld wird. Kapitalismus ist der Name für ein System, das die Verwertungsinteressen des Kapitals in Widerspruch zu den Bedürfnissen der Menschen bringt. Es ist kein Privileg der Linken mehr, auf Klassenverhältnisse hinzuweisen. Nur ist zu klären, welche Klassen mit welchem Anspruch und vor allem mit welchen Effekten für uns alle auftreten. Sonst bleibt im Ressentiment gegen das System stecken, was Bewegung im System schaffen könnte.

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